Digitale Revolution im Rechnungswesen: Was das neue E-Rechnungsgesetz für Handwerker bedeutet

  • Home
  • /
  • Digitale Revolution im Rechnungswesen: Was das neue E-Rechnungsgesetz für Handwerker bedeutet
Digitale Revolution im Rechnungswesen: Was das neue E-Rechnungsgesetz für Handwerker bedeutet

Digitale Revolution im Rechnungswesen: Was das neue E-Rechnungsgesetz für Handwerker bedeutet

Steuern & finanzen Handwerk 17 Jul 2024

Die Art und Weise, wie Handwerker in Deutschland Rechnungen stellen und empfangen, steht vor einem grundlegenden Wandel. Mit dem kürzlich verabschiedeten Wachstumschancengesetz wird die elektronische Rechnungsstellung (E-Rechnung) für B2B-Transaktionen ab 2025 schrittweise zur Pflicht. Diese Änderung verspricht nicht nur eine Effizienzsteigerung, sondern bereitet auch den Weg für zukünftige EU-weite Digitalisierungsinitiativen.

Was ändert sich konkret für Handwerker?

Ab dem 1. Januar 2025 müssen auch Handwerksbetriebe in Deutschland für B2B-Transaktionen elektronische Rechnungen in einem strukturierten Format ausstellen. Dies bedeutet:

  • Rechnungen müssen in einem maschinenlesbaren Format wie XRechnung oder ZUGFeRD erstellt werden.
  • Die bisher übliche Praxis, PDF-Rechnungen per E-Mail zu versenden, gilt nicht mehr als elektronische Rechnungsstellung im Sinne des Gesetzes.
  • Handwerker müssen in der Lage sein, E-Rechnungen nicht nur auszustellen, sondern auch zu empfangen und zu verarbeiten.

Übergangsregelungen geben Handwerkern Zeit zur Anpassung

Um den Handwerksbetrieben Zeit für die Umstellung zu geben, hat der Gesetzgeber Übergangsregelungen bis Ende 2027 vorgesehen:

  • Bis Ende 2026 dürfen weiterhin Papierrechnungen und bisherige elektronische Formate verwendet werden.
  • Für 2027 gilt dies nur noch für Betriebe mit einem Jahresumsatz bis 800.000 Euro, was vielen kleineren Handwerksbetrieben zugute kommt.
  • Ab 2028 sind die neuen Anforderungen für alle Handwerksbetriebe verpflichtend, unabhängig von ihrer Größe.

Vorteile der E-Rechnung für Handwerker

Die Umstellung auf E-Rechnungen bringt zahlreiche Vorteile mit sich, die gerade für Handwerksbetriebe von Bedeutung sind:

  1. Beschleunigte Prozesse: Durch automatisierte Verarbeitung können Rechnungen schneller erstellt, versandt und bezahlt werden, was den Cashflow verbessert.
  2. Reduzierung von Fehlerquoten: Manuelle Eingabefehler bei der Rechnungserfassung werden minimiert.
  3. Kosteneinsparungen: Druck- und Versandkosten für Papierrechnungen entfallen.
  4. Verbesserte Transparenz: Rechnungsstatus und Zahlungseingänge sind leichter nachzuverfolgen.
  5. Umweltfreundlichere Geschäftsprozesse: Reduzierung des Papierverbrauchs und der damit verbundenen Ressourcen.
  6. Zeitersparnis: Mehr Zeit für das Kerngeschäft durch weniger Verwaltungsaufwand.

Herausforderungen und Handlungsbedarf für Handwerksbetriebe

Die Umstellung auf E-Rechnungen stellt viele Handwerksbetriebe vor Herausforderungen:

  • Anpassung der IT-Systeme: Investitionen in Software zur Erstellung und Verarbeitung von E-Rechnungen können notwendig werden.
  • Schulungsbedarf: Mitarbeiter müssen im Umgang mit den neuen digitalen Prozessen geschult werden.
  • Rechtliche Anforderungen: Sicherstellung der Einhaltung von Datenschutz- und Aufbewahrungsvorschriften.
  • Prozessanpassungen: Überprüfung und Anpassung bestehender Arbeitsabläufe im Rechnungswesen.

Praktische Tipps für Handwerker zur Umsetzung

  1. Bestandsaufnahme durchführen: Analysieren Sie Ihre aktuellen Rechnungsprozesse und identifizieren Sie Änderungsbedarf.
  2. Software evaluieren: Prüfen Sie, ob Ihre aktuelle Software E-Rechnungen unterstützt oder ob eine Neuanschaffung nötig ist.
  3. Mitarbeiter einbeziehen: Informieren und schulen Sie Ihr Team frühzeitig über die kommenden Änderungen.
  4. Schrittweise vorgehen: Beginnen Sie mit einzelnen Kunden oder Lieferanten und weiten Sie die E-Rechnungsstellung nach und nach aus.
  5. Nutzen Sie Unterstützungsangebote: Informieren Sie sich bei Ihrer Handwerkskammer oder Ihrem Steuerberater über Schulungen und Hilfestellungen.

Beispiel: E-Rechnung im Handwerksbetrieb

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Elektriker und haben gerade eine Elektroinstallation in einem Bürogebäude abgeschlossen. Statt wie bisher eine Papierrechnung zu erstellen oder eine PDF per E-Mail zu versenden, nutzen Sie nun Ihre neue E-Rechnungssoftware:

  1. Sie erfassen die Leistungen und Materialien digital in Ihrem System.
  2. Die Software erstellt automatisch eine strukturierte E-Rechnung im XRechnung-Format.
  3. Diese Rechnung wird elektronisch an das Rechnungseingangsportal Ihres Kunden übermittelt.
  4. Der Kunde kann die Rechnung automatisch in sein System einlesen und verarbeiten.
  5. Sie erhalten eine elektronische Bestätigung über den Eingang und später über die Bezahlung der Rechnung.

Dieser Prozess spart Zeit, reduziert Fehler und beschleunigt den gesamten Abrechnungsvorgang erheblich.

Fazit und Ausblick

Die Einführung der E-Rechnungspflicht ist ein wichtiger Schritt in Richtung Digitalisierung des Handwerks. Obwohl die Umstellung zunächst mit Aufwand und möglicherweise Investitionen verbunden ist, überwiegen langfristig die Vorteile. Handwerksbetriebe sollten die Übergangszeit nutzen, um ihre Systeme und Prozesse anzupassen und sich so für die Zukunft zu rüsten.

Experten empfehlen, frühzeitig mit der Planung und Umsetzung zu beginnen. Nur so kann eine reibungslose Umstellung gewährleistet und können die Vorteile der E-Rechnung voll ausgeschöpft werden. Handwerksbetriebe, die sich rechtzeitig auf die neue Technologie einstellen, können sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und effizienter arbeiten.

Nutzen Sie die Zeit bis zur verpflichtenden Einführung, um sich mit den neuen Anforderungen vertraut zu machen und Ihr Unternehmen Schritt für Schritt auf die digitale Rechnungsstellung umzustellen. So können Sie den Übergang reibungslos gestalten und von den Vorteilen der E-Rechnung profitieren.